Zweites Forum Ehrenamt: Ehrenamtliche als Segen für die Kirche

Am 20. Jänner fand das 2. Forum Ehrenamt im Bildungshaus Schloss Puchberg in Wels statt, zu dem etwa 50 ehrenamtlich Engagierte aus der Diözese Linz gekommen waren. Bei der Zusammenkunft wurde Regina Atzwanger zur Sprecherin des Ehrenamtsrates gewählt. Bischof Manfred Scheuer zu den Ehrenamtlichen: „Ihr seid ein Segen für die Kirche! Danke für euren Einsatz!“

Bischof Manfred Scheuer sprach in seinen Grußworten am Beginn den Ehrenamtlichen seinen Dank aus und betonte: „Pulsierende Gemeinschaften sind nur dann möglich, wenn sie von Menschen getragen werden, die für eine Aufgabe brennen, die ihre Talente und ihre Leidenschaft einbringen, die sich verwirklichen können. Ihr seid es, die diesen Puls bestimmen.“ Bezugnehmend auf den Fasching, der auch in vielen Pfarrgemeinden gefeiert wird, meinte Bischof Scheuer: „Ihr seid humorbegabt. Das heißt, durch euer Engagement könnt ihr vielleicht auch so manches demaskieren und althergebrachte Selbstverständlichkeiten in Frage stellen – in eurem Umfeld in der lokalen Gemeinde, aber auch in der Kirche. Damit nicht auf Wesentliches vergessen wird, damit die nicht ungehört bleiben, deren Stimme man leicht überhört. Damit rede ich keiner Beliebigkeit das Wort, aber ich ermutige dazu, euch einzubringen und durch euer Mitarbeiten, Mitgehen und Mitbeten unsere Kirche zu gestalten. Darum bin ich sehr dankbar, dass es nun dieses Forum und den Ehrenamtsrat gibt.“

Gesellschaft und Kirche würden in vielen und weiten Bereichen vom ehrenamtlichen Engagement von Menschen leben, so Scheuer. Das reiche kulturelle Leben, die sportlichen Erfolge, die hohe Solidarität weit über die Grenzen des Landes hinaus würden Österreich zu einem Land der Helfer:innen machen – zukunftsreich, wie der Bischof in Anlehnung an die Landeshymne meinte. „Ehrenamtliche engagieren sich in der Kinder- und Jugendarbeit, pflegen den Kulturschatz ihres Landes, schützen und pflegen die Natur, retten und versorgen Unfall- und Katastrophenopfer, organisieren Flohmärkte für Menschen in Not, besuchen alte und kranke Menschen, entlasten überlastete Angehörige und spenden das teuerste Gut unserer Ära, nämlich Zeit. Und die Grundvollzüge von Kirche Verkündigung, Caritas, Liturgie, Gemeinschaft und Sendung bauen auch und gerade auf den Ehrenamtlichen auf. In einer Gesellschaft, die sich immer mehr aufsplittet und die auseinanderdriftet, sind sie ein unverzichtbares Bindeglied und Botschafter zwischen unterschiedlichen, teils sehr gegensätzlichen Lebenswelten“, so Bischof Scheuer.

 

Wahl der Sprecherin des Ehrenamtsrates

Das Forum Ehrenamt wurde im September 2023 gegründet und soll ein „Sprachrohr“ für kirchliche Ehrenamtliche sein. Durch das Forum Ehrenamt können sich ehrenamtlich Engagierte vernetzen und ihre Anliegen in diözesanen Beratungs- und Leitungsgremien einbringen. Im Forum Ehrenamt ist die Vielfalt des Ehrenamts abgebildet: Männer und Frauen, Jung und Alt, die verschiedenen Regionen Oberösterreichs und die verschiedenen Ehrenamtsfelder der Diözese Linz. Zum Forum Ehrenamt eingeladen sind Ehrenamtliche der Diözese Linz in gewählter, leitender, beauftragter oder bestellter Funktion.

Bereits beim ersten Treffen im Herbst 2023 waren die 15 Mitglieder des Ehrenamtsrates und deren Stellvertreter:innen gewählt worden. Der Ehrenamtsrat vertritt das Forum Ehrenamt im diözesanen Pastoralrat, einem Beratungsgremium des Bischofs. Beim Forum Ehrenamt am 20. Jänner wurden Regina Atzwanger einstimmig zur Sprecherin des Ehrenamtsrates und Monika Breitwieser – ebenfalls einstimmig – zu ihrer Stellvertreterin gewählt. Beide sind nun Mitglieder im Erweiterten Bischöflichen Konsistorium.

Atzwanger lehrt an der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich und ist Mitglied des Pfarrgemeinderats der Pfarrgemeinde Heiligenberg (Bezirk Grieskirchen). „Mit unseren Talenten und Erfahrungen tragen wir Ehrenamtliche die Entwicklung unserer Diözese mit. In unseren Beiträgen sind wir Teil einer geschwisterlichen, offenen, einladenden und begeisternden Kirche, in der jedes Engagement auf Augenhöhe geschätzt und anerkannt ist“, ist Atzwanger überzeugt.

Monika Breitwieser engagiert sich in ihrer Pfarrgemeinde Thalheim bei Wels im Pfarrgemeinderat; im Seelsorgeteam für die Grundfunktion Liturgie, in der Katholischen Frauenbewegung, als Wortgottesfeierleiterin und bei der musikalischen Gestaltung von Gottesdiensten. Wichtig für die Arbeit im Ehrenamtsrat ist ihr „Wertschätzung, Transparenz und Gleichberechtigung“.

 

Erfahrungen von der Synode

Pastoraltheologin Klara Antonia Csiszar von der KU Linz, Teilnehmerin an der Synode in der der Funktion einer eingeladenen Expertin, berichtete von den Treffen im Rahmen der Synode in Prag und Rom. Sie legte den bisher gegangenen Weg dar und gab einen Ausblick auf die kommenden Treffen. Vor allem die wiederkehrende Rückbindung an die Ortskirchen und die Möglichkeit von Eingaben würde von einem neuen Weg zeugen. Synodalität müsse eingeübt werden. Zuhören, ohne zu bewerten und das Gegenüber gleich von der eigenen Meinung überzeugen zu wollen, sei ein wichtiger Aspekt, der sicherlich auch viele Ehrenamtliche in den Pfarrgemeinden herausfordere. Csiszar betonte, dort, wo in den Synodendokumenten von Laien die Rede sei, seien auch Ehrenamtliche gemeint.

Im Anschluss daran berichtete Marlies Prinz, eine Jungscharleiterin und Theologiestudentin aus der Pfarrgemeinde Enns-St. Laurenz, aus ihrer Perspektive als Zaungast – als Zuseherin vor dem Eingang des Vatikans – von ihren Synoden-Erfahrungen. Sie engagiert sich für „Wir sind Kirche“ und war mit einer Delegation nach Prag und Rom gereist. Vor Ort kam sie mit einigen Teilnehmer:innen ins Gespräch. Zu denken gab ihr, dass sehr wenige Jugendliche und junge Erwachsene beteiligt und vor allem stimmberechtigt sind. Sie persönlich hofft auf mutige Entscheidungen, die zu echter Gleichberechtigung in der Kirche führen.

Die Teilnehmer:innen sammelten Fragen, die beim Podiumsgespräch von den beiden Vortragenden beantwortet wurden. Danach übten sich die Anwesenden im geistlichen Gespräch, wie es auch bei der Synode praktiziert wurde: Jede Person hatte gleich viel Zeit, um ihre Gedanken auszusprechen, die Zuhörenden unterbrachen nicht, bezogen keine Stellung dazu, sondern hörten aktiv zu. Nach der ersten Runde des Zuhörens wurde gemeinsam drei Minuten Stille gehalten. So ging es zwei weitere Gesprächsrunden.

Dem vorbereitenden Ehrenamtsrat war es sehr wichtig, die Themen der Ehrenamtlichen vom ersten Forum Ehrenamt und die der Synode in Einklang zu bringen. Partizipation, Gleichberechtigung, Gestaltung des Gemeindelebens, Feiern von Liturgie und auch Überforderung von Ehrenamtlichen waren wichtige Themen. Am Ende wurden die Ergebnisse der Kleingruppen zusammengetragen und kurz präsentiert. Nach einem Segen machten sich die Teilnehmer:innen am Abend auf den Nachhauseweg. Rückmeldungen einzelner Teilnehmer:innen: „Ich gehe erfüllt nach Hause.“ – „Es ist schön, dass wir so viele Ehrenamtliche sind und es dieses Gremium in unserer Diözese gibt. Danke dafür!“ – „Zurzeit gibt es viele Termine durch die Umstrukturierung, aber ich nehme mir die Zeit, um hier dabei zu sein, denn Mitreden ist wichtig – und ich bekomme auch etwas zurück.“